Thanksgiving und ein paar Koyoten

Heute habe ich eine kleine Kurzgeschichte für euch, die ich für das „Autorengezumpel“ auf Instagram geschrieben habe.

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Der Polizist Jason Walker war mit seinem Hund Millow bei der RCMP in Jasper tätig. Jasper ist ein kleiner idyllischer Ort in den kanadischen Rocky Mountains. Er lebte dort mit seiner Frau Elly in einem kleinen Haus am Stadtrand. Umgeben von Feldern und Bäumen die an seinem Garten grenzten. Er hatte mit seiner Frau das große Glück dort zu wohnen wo andere Urlaub machten. Das wusste Jason immer sehr zu schätzen.  In seinem Garten, der nicht eingezäunt war, hatte er diesen kleinen winzigen Apfelbaum stehen in dem im Sommer nur wenige Äpfel hingen. Und selbst von diesen Äpfeln hatte die Familie nichts, da regelmäßig ein Elch im Garten vorbeischaute und die Äpfel stahl. Da konnte Jason nicht mal böse sein. Was kann es Schöneres geben. Da lagen schon mal die Rehe und Hirsche im Garten, oder ein Schwarzbär der vorbeischaute und eben die Elche. Millow war als Polizeihund gut erzogen und hörte aufs Wort von Jason, so dass er keinem Wildtier etwas zuleide tun würde.

Mittlerweile war der Herbst eingezogen. Und in diesem Jahr etwas ganz Besonderes. Zum ersten Mal konnte man beobachten wie sich die Blätter an den Bäumen verfärbten. Orange, rot und gelb und es war einfach wunderschön. Normalerweise kündigte sich ende September schon der erste Schnee an in den Rockies, so dass der Herbst nicht wirklich eine Chance hatte. Doch in diesem Jahr schien alles anders zu sein. Die Menschen konnten einen wunderschönen Herbst genießen.

In wenigen Tagen war in Kanada Thanksgiving. Elly war es immer wichtig dieses Fest zu feiern. Sie liebte es einen Truthahn zu kochen und alles was dazu gehörte. In diesem Jahr hatte Jason seinen guten Freund und Kollegen Timothy Jones und seine Freundin Hannah eingeladen. Und als Jason mitbekam das Jaylen, der in der kanadischen Navy in Victoria stationiert war, zu Besuch in Jasper sein würde, hatte er ihn natürlich gleich mit eingeladen. Die Freunde hatten in den vergangenen zwei Jahren zwei Einsätze bei der RCMP zusammen gehabt, welche sie besonders zusammengeschweißt hatten.

„Ich gehe mal eben mit Millow eine runde spazieren“, sagte Jason zu seiner Frau. Und jedes Mal bei den Spaziergängen warteten bereits Kojoten auf Jason und Millow. So auch heute. Die zwei waren kaum über der Strasse da saß er schon im hohen Gras und beobachtete Millow und Jason genau. Irgendwie ist Jason schon immer etwas mulmig dabei aber solange sie ihre Distanz einhielten geht es noch. Der Kojote ließ die beiden nicht aus den Augen. Er jaulte wie verrückt so als würde er seine Kumpels rufen wollen. Millow ließ sich davon nicht stören. Er schnupperte nur leicht in die Luft und ging dann gemütlich weiter.

Hier auf dem Land war es natürlich das die Kojoten sich herumtrieben. Jede Nacht konnte man sie heulen hören im Rudel. Vielleicht gerade deswegen ist es Millow auch gewohnt.

Es war der Tag des Thanksgiving Dinners und Elly stand bereits in aller früh in der Küche um das Festessen zuzubereiten. Sie würzte den Truthahn, bereitete das Stuffing vor, welches dann in den Truthahn hineinkam bevor er in den Ofen kam. Jason stand gerade hinter Elly und küsste sie sanft in den Nacken.

„Da hast du ja dieses Jahr ein Monster von Truthahn besorgt. Hoffentlich passt der überhaupt in den Ofen“. Die beiden lachten.

„Ja, wird eng werden aber das kriegen wir schon hin, im Notfall wird er geteilt.“ Jason drückte auf den Knopf des Kaffeeautomaten um für sich und Elly einen Kaffee zu machen. Timothy, Hannah und Jaylen wurden für 17.30 Uhr erwartet. Elly verbrachte den gesamten Tag in der Küche, aber wurde rechtzeitig fertig um noch eine Dusche nehmen zu können, bevor die Gäste kamen. Jaylen traf gerade bei Timothy und Hannah ein, die drei wollten gemeinsam fahren.

„He Timothy alter Freund, wie geht es dir? Schön euch zu sehen.“

„Mensch Jaylen, es ist ja echt schon eine Weile her, aber klasse das du hier bist.“ Was folgte war eine herzliche Umarmung. Als die drei in den Wagen stiegen dämmerte es bereits leicht. Es war nur eine fünfzehnminütige fahrt bis zu Jason. Aber in dieser Zeit hatte Jaylen so vieles zu erzählen, dass Timothy genau informiert war, was in seinem Leben alles los war. Timothy wusste das sich sein Freund gerne austauschte. Und das gefiel ihm. Das Auto fuhr in den driveway von Jasons zuhause ein. Die Lichter des Wagens waren an. Das Haus war hell beleuchtet. Als Timothy den Wagen wendete und den Motor abstellte sah er in der Dämmerung vier Kojoten vor seinem Wagen.

„Ach du scheiße, auch das noch“, sagte Timothy.

„Hier steig ich nicht aus“, fügte Hannah noch hinzu. Jaylen wusste nicht ob er lachen oder besorgt sein sollte. Mit Kojoten wollte er sich heute definitiv nicht anlegen.

„Was tun wir denn jetzt? Die sehen nicht so aus als würden sie von alleine verschwinden“, sagte Hannah besorgt. Timothy machte das Licht aus in der Hoffnung das sie sich dann aus dem Staub machten. Aber das war wohl ein Gedanke der nicht funktionierte. Sie konnten die Umrisse der Kojoten noch deutlich in der Dämmerung sehen.

Jason der mit Elly in der Küche war sah nicht wie das Auto der Freunde vorfuhr. Doch plötzlich klingelte sein Handy und die Nummer von Timothy wurde angezeigt.

„Hi Jason, wir haben hier ein kleines Problem.“ Er erzählte was gerade los war und Jason ging ins Wohnzimmer ans Fenster, von dem er den gesamten Driveway im Blick hatte. Er sah Timothys Wagen und die  Kojoten. Er musste lachen.

„Was ist da so witzig?“, fragte Timothy.

„Ja, willkommen auf dem Land, hast du schon versucht auf die Hupe zu gehen? Damit lassen sie sich in der Regel verscheuchen“, sagte Jason mit einem Grinsen im Gesicht.

„Dann mach du schon mal die Tür auf, denn wir werden die Beine in die Hände nehmen, das kannst du mir glauben.“

Timothy ging mehrmals auf die Hupe und tatsächlich die Kojoten liefen davon. Noch einmal kurz machte Timothy das Licht an um zu sehen ob sie wirklich weg waren. Sie waren nicht mehr zu sehen. Die drei Freunde spurteten ins Haus und Jason bekam einen regelrechten Lachanfall.

„Lach du nur…..“, sagte Timothy.

Als sie Elly begrüßten gingen die Freunde ins Esszimmer und ein wundervoll gedeckter Tisch wartete auf sie. Der Truthahn, der übrigens in den Ofen passte schmeckte hervorragend. Die Freunde hatten einen tollen Abend zusammen. Aber auf die Kojoten hätten sie gerne verzichtet. Wobei das wird wohl eine Geschichte sein, über die sie noch lange sprechen werden.

ENDE

©Nicole Franziska Horn Oktober 2024

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